Judith Peltz
„Die Lehrer am LSI sind wirklich toll, sehr wertschätzend, und schaffen auch über die Distanz eine nette und angenehme Lernatmosphäre."
01.06.2021
Judith Peltz hat Slawistik, Kommunikationsanalyse und Wirtschaftswissenschaften studiert. Nach beruflichen Stationen beim DAAD und an der Universität Vechta leitet sie seit 2017 das International Office der FH Bielefeld. Im Online-Abendkurs lernt sie an zwei Abenden in der Woche Chinesisch am LSI.
Frau Peltz, Sie sprechen Russisch, haben in Moskau gelebt, waren viel in Asien unterwegs und lernen jetzt Chinesisch. Ist der Osten der spannendere Teil der Welt?
Für mich war es immer der spannende Teil der Welt, ja. Ich bin schon als Teenager mit dem Zug am liebsten nach Rumänien und Bulgarien gefahren und habe auch früh angefangen, russische Romane zu lesen. Ich finde den Westen interessant und reise gerne in die USA oder nach Kanada. Aber meine Kompetenzen und mein vertieftes Wissen liegen sicher im Osten.
Sie sind nicht nur viel gereist, sondern haben nach Ihrem Studium auch eine Zeitlang als Studienreiseleiterin gearbeitet. Inwieweit hat Sie das geprägt?
Ganz stark. Mir war es immer wichtig, diese Perspektive von außen in die deutsche Sicht hinein zu bekommen. Wenn man viel reist, bleibt man neugierig und schärft den Blick dafür, dass es auch andere Lösungsoptionen gibt als die, die uns gerade als die einzigen erscheinen.
Im beruflichen Alltag und vielleicht auch privat werden Sie viel Englisch sprechen und damit in weiten Teilen der Welt gut zurechtkommen. Lohnt es sich überhaupt, andere Sprachen zu lernen? Welche Empfehlungen geben Sie von Seiten des International Office Ihren Studierenden?
Es lohnt sich! Auf jeden Fall immer dann, wenn man private Interessen oder längerfristige berufliche oder Studieninteressen in einem anderen Land hat. Durch entsprechende Sprachkenntnisse kann man tiefere Beziehungen zu den Muttersprachlern herstellen. Man sollte nie vergessen: Englisch ist für die allermeisten Menschen weltweit eine Fremdsprache, da gehen immer Bedeutungsnuancen verloren. Sprache ist ein notwendiger Schritt, um eine Kultur besser zu verstehen. Eigentlich lohnt sich das Lernen einer Fremdsprache immer, das Problem ist halt, dass es sehr zeitaufwändig ist. Umso mehr empfehle ich es unseren Studierenden, weil das Lernen viel leichter fällt, solange man jung ist.
Welche Bedeutung hat interkulturelles Training bei der Sprachvermittlung? Sollte es Teil des Sprachunterrichts sein?
Bei der Vermittlung von interkulturellem Wissen finde ich wichtig, dass daraus keine Kulturalisierung entsteht, nach dem Motto: Die Chinesen, die Inder, die Deutschen…
Auch sollte man interkulturelles Training nicht mit Landeskunde verwechseln und sich immer daran erinnern, dass nicht Kulturen kommunizieren, sondern Menschen. Davon abgesehen macht interkulturelles Training wahnsinnig Spaß, auch weil es Einblicke nicht nur in fremde Kulturen gibt, sondern immer auch Anlass ist, die eigene Kultur zu reflektieren. Kleine Happen von Interkulturalität gehören natürlich in den Sprachunterricht. Wenn es aber um vertieftes interkulturelles Wissen geht, sehe ich das eher als separate Aufgabe, zumal es auch Leute gibt, die sich für China interessieren, unabhängig davon, ob sie die Sprache lernen oder nicht.
Was kennzeichnet Ihrer Ansicht nach einen guten Sprachunterricht? Kann eine Fremdsprache im Onlineunterricht richtig vermittelt werden? Wie waren Ihre Erfahrungen im Online-Abendkurs?
Guter Sprachunterricht ist für mich die Kombination der verschiedenen Fertigkeiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den Kurs. Das Geheimnis der Lehrkräfte ist es, auf jeden Einzelnen eingehen zu können und trotzdem einen stringenten und interessanten Unterricht zu machen. Relevanz ist auch ein wichtiges Kriterium, der Bezug zu dem, was man für die reale Kommunikation wirklich braucht. Außerdem eine gut ausbalancierte Lernprogression, interkulturelle Bezüge - und der Einsatz audiovisueller Medien. Das LSI habe ich mir ausgesucht, weil ich wusste, dass es eine langjährige Erfahrung in der Vermittlung von Chinesisch gibt. Aus zeitlichen Gründen hat es bislang nie mit einem Kurs geklappt, mit dem Online-Abendkurs gibt es jetzt aber ein Modell, das für mich perfekt passt. Mein Chinesisch 3-Kurs ist immer montags und mittwochs, zwischendurch habe ich Zeit, alles vor- und nachzubereiten, wozu ich, neben dem Lehrbuch, auch die Lernplattform LSI.online nutze. Die Lehrer am LSI sind wirklich toll, sehr wertschätzend, und schaffen auch über die Distanz eine nette und angenehme Lernatmosphäre. In dieser Pandemie muss man schauen, dass man was Schönes für sich findet und mit Chinesisch ist mir das geglückt.
Mit Chinesisch 3 sind Sie schon über die „Schnupperphase“ hinaus. Welche konkrete Zielsetzung verfolgen Sie?
Ich möchte es vor allem im beruflichen Kontext anwenden. Mein Plan ist, mal für zwei oder drei Monate in China zu arbeiten. Die FH Bielefeld ist dort aktiv und ich hoffe, dass es Möglichkeiten zu einem längeren Aufenthalt geben wird. Ich möchte Chinesisch so gut sprechen, dass ich mich im Alltagsniveau gut unterhalten kann. Chinesisch 3 reicht da noch nicht ganz dafür – aber ich bin motiviert, habe Chinesisch auch als Hobby für mich entdeckt und möchte es in jedem Fall fortführen.