Lesung
Jeong Yu-jeong
Sieben Jahre Nacht
9. November 2022 (18:00 Uhr)
Landesspracheninstitut in der Ruhr-Universität Bochum
Laerholzstr. 84
Hochspannung aus Korea
Jeong Yu-jeong (geboren 1966) wird auch »Koreas Stephen King« genannt. Ihre psychologisch ausgefeilten Kriminalromane stehen regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Für ihre Werke erhielt sie 2007 den Segye Youth Literary Award und 2009 den renommierten Segye Ilbo Literary Award.
Am 9. November (18 Uhr) kommt Jeong Yu-jeong ins Landesspracheninstitut nach Bochum. Die Autorin liest aus ihrem Thriller Sieben Jahre Nacht, der bei seinem Erscheinen im Jahr 2015 unter Krimi-Fans auch in Deutschland für Furore gesorgt hat. Präsentiert wird die Veranstaltung von Dr. Thorsten Traulsen und Dr. Hanju Yang von der Fakultät für Ostasienwissenschaften (Sektion Sprache und Kultur Koreas) der RUB, die den koreanischen Vortrag der Autorin für das deutsche Publikum verständlich machen. Der Eintritt ist frei.
Am 10. November wird die Autorin erneut zu sehen sein, dann zu Gast im Institut français in Bonn. Im Anschluss wird die Veranstaltungsreihe mit einer Lesung am 11. November um 18 Uhr in der Campusbibliothek der Freien Universität Berlin beendet.
Der Roman: Sieben Jahre Nacht
Sein Vater ist ein Versager: ein mittelmäßig erfolgreicher, ehemaliger Baseballspieler, der auf Druck seiner Frau eine Stelle als Sicherheitsmanager bei einem Stausee annimmt, um die Schulden zu bezahlen. In einer nebligen Nacht wird der Vater zum »Stauseemonster« – er ermordet ein Mädchen und öffnet den Stausee, um das ganze Dorf hinwegzufegen.
Wie kann ein elfjähriger Junge überleben, wenn alle Welt in ihm den Sohn des »Stauseemonsters« sieht? Sieben Jahre lang muss er sich verstecken und reist von Ort zu Ort. Doch kaum gelangt er als Unbekannter in ein neues Dorf, taucht in der Zeitung wieder ein Artikel über das »Stausee-Inferno« auf, mit einem Foto von ihm, dem Getriebenen. Jemand will verhindern, dass die Ereignisse vergessen werden.
Jetzt lebt er einsam und geächtet in einem Dorf an der Küste. Da tauchen rätselhafte Besucher auf. Nach einem erneuten dramatischen Ereignis wird die Vergangenheit aufgerollt, und die tatsächlichen Geschehnisse am Stausee werden Stück für Stück aufgedeckt. Am Ende ist alles anders, als es schien.
Die Autorin
Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester arbeitete Jeong Yu-jeong im Krankenhaus und dann als Sachverständige der staatlichen Gesundheitsversicherung. Als Autorin trat sie an die Öffentlichkeit mit ihrem ersten Roman My Life’s Spring Camp, der 2007 den Segye Youth Literary Award gewann. Mit dem zweiten Roman Shoot Me in the Heart erhielt sie den Segye Ilbo Literary Award und fand erstmals einen größeren Leserkreis. Zwei Jahre später wurde sie mit Sieben Jahre Nacht (Seven Years of Darkness) zur Bestsellerautorin.
Ihre drei Romane zeigen, dass sie zu den wenigen koreanischen Romanciers gehört, die mit kräftigen, weit ausholenden Erzählformen arbeiten. Sie selbst bezeichnet sie als eine Trilogie über den freien Willen in einer Welt, die Fügung und Passivität erwartet. Die Jury des Segye Ilbo Award nannte sie eine Amazone in Koreas Literaturlandschaft und beschrieb ihre Stellung so: Nach den Romanen der letzten Jahrzehnte, welche die subtilen Emotionen, die Innenwelt gebrochener Zeitgenossen gestalten, beginnt mit Jeong Yu-jeongs direkter, kraftvoller Erzählweise eine neue Ära in der Literatur.
Jeong wird oft als Koreas Stephen King bezeichnet. Sie hält wenig vom Kanon »echter Literatur«, sondern erzählt in ihren Thrillern herausfordernd und direkt von den Schattenseiten der Menschen. Ihre Romane wecken deshalb immer wieder starke Leserreaktionen. Es ist, als habe die koreanische Leserschaft schon lange auf eine solche Stimme gewartet. Jeongs Erfolg ist ein kulturelles Phänomen. Sie ist auch darum eine Ausnahmeerscheinung, weil sie über ihre Romane eine starke Beziehung zur Leserschaft aufbaut. Sie schreibt nicht für die Literaturkritik, sondern will den Nerv ihrer Leser treffen. Der Großerfolg von Sieben Jahre Nacht zeigt vielleicht den Anfang einer neuen koreanischen Tradition von Spannungsliteratur an.