Foto: Karin Pyc
Ärztin Melanie Dietz (25) hat gerade ihr Medizin-Studium abgeschlossen. Parallel zu ihrer Dissertation hat sie die Türkisch-Grundstufe belegt, um sich sprachlich auf ihren Berufsalltag im Krankenhaus vorzubereiten.
Warum haben Sie sich für einen Türkisch-Sprachkurs entschieden?
Ich bin einfach sprachenbegeistert. In der Schule habe ich Französisch, Englisch und Spanisch gelernt. Im Studium habe ich mit Kiswahili und Niederländisch angefangen. Leider benötige ich diese Sprachen in meinem Berufsalltag nicht. Deswegen habe ich mich letztendlich dazu entschieden, Türkisch zu lernen. Türkisch kann ich nämlich in meinem Klinikalltag gut verwenden. Sicherlich gibt es im Krankenhaus den einen oder anderen, der bei der Betreuung eines türkischen Patienten bei Verständigungsschwierigkeiten übersetzen könnte. Allerdings arbeite ich lieber autonom und möchte den Patienten selbst signalisieren, dass ich ihm mit Respekt gegenübertrete und ich mich für ihn und seine Herkunft interessiere. Und das geht am einfachsten über die Sprache. Das schafft eine Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patient und ermöglicht eine andere Behandlungsebene.
Warum haben Sie sich für einen Intensivkurs am LSI entschieden?
Ins LSI hat mich das Intensivkurs-Konzept gelockt, sodass ich in kurzer Zeit ganz viel mitnehmen kann. Momentan fällt mir durch das Examen, das ich gerade gemacht habe, das Lernen noch sehr leicht. Das LSI wurde mir von einer Freundin empfohlen, die sich hier mit einem Chinesisch-Intensivkurs auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet hat.
Wie ist der Sprachkurs aufgebaut?
Es gibt vier Unterrichtsblöcke am Tag, zwei im Vormittagsbereich, zwei im Nachmittagsbereich. Die Blöcke unterscheiden sich insofern voneinander, dass wir in einem Block z.B. eine Vokabeleinheit machen, im anderem Block eine Grammatikeinheit mit entsprechenden Übungen aus dem Begleitbuch. In der Regel sind die Unterrichtseinheiten mit vielen Sprechübungen verbunden, vor allem mit freiem Sprechen. In der Mittagszeit haben wir eine Pause, die ich zum größten Teil mit anderen Kursteilnehmen verbringe. Nach dem Kurs versucht jeder, weiter zu lernen.
Was ist das Besondere an der türkischen Sprache?
Die Suffixe sind das Knifflige. Im Türkischen wird an jeden Wortstamm eine Endung angehängt. Das kenne ich z.B. schon in ähnlicher Weise aus dem Kiswahili. Die beiden Sprachen überschneiden sich manchmal, das hilft mir.
8 Unterrichtsstunden am Tag – ist das nicht ein enorm hohes Lernpensum?
Das kommt wahrscheinlich auf den Charakter, Lebenssituation und Vorerfahrung an. Ich komme gerade aus dem Examen und habe extrem viel Stoff gelernt, u.a. auch mit Hilfe von Eselsbrücken und Merkschemata. Das hilft mir beim Türkischlernen, da ich mir so die sonderbarsten türkischen Vokabeln merken kann. Ein Beispiel: Auf Türkisch heißt Hund köpek. Ich merke mir das so: Der Hauptmann von Köpenick hatte einen Hund.
Wie bewerten Sie den Unterricht bis jetzt?
Ich finde den Unterricht wirklich sehr gut. Ich nehme aus jeder Einheit etwas mit. Es ist so intensiv, dass wir das Gelernte richtig gut vertiefen können. Aber ich denke auch, dass es schnell wieder abnimmt, wenn man sich nach Kursende gar nicht mehr mit der Sprache beschäftigen würde.
Welche Situation könnten Sie jetzt sprachlich in der Türkei bewältigen?
Flüssig frei zu sprechen fällt mir noch schwer, aber Alltagssituationen wie z.B. sich vorstellen oder auf dem Markt einkaufen zu gehen würde ich schon schaffen. Ich kann jetzt auch von mir erzählen, was ich z.B. beruflich mache und gemacht habe, wie alt ich bin, wo ich geboren bin. Der klassische „Smalltalk“ also. Wir waren z.B. vorhin in einem türkischen Geschäft einkaufen und das klappte schon richtig gut.
Was empfehlen Sie anderen, die auch Türkisch lernen wollen?
Ich halte es für sinnvoll, sich vor einem Sprachkurs im Selbststudium schon ein wenig auf die Sprache vorzubereiten – auch wenn es nur eine Stunde am Tag ist. So kann man von dem Sprachkurs noch mehr mitnehmen und das Gelernte bleibt leichter hängen. Und wie bei anderen Sprachen gilt auch im Türkischen: Wiederholen, wiederholen, wiederholen!
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