Foto: Karin Pyc
Die Bonnerin Mayomi Takagi (24) lernt am LSI Japanisch, um sich auf ihr sechsmonatiges Auslandspraktikum vorzubereiten. Die Studentin der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften ist eine von drei Stipendiaten der Schorlemer Stiftung, die über den Deutschen Bauernverband nach Japan gehen.
Warum haben Sie sich für einen Japanisch-Sprachkurs entschieden?
Im Lebenslauf ist das ein Plus. Und Japan ist ein tolles Land. Aber nur mit Englisch kommt man nicht weit, da nicht alle Japaner fließend Englisch sprechen. Und gerade deshalb können schnell Missverständnisse entstehen. Außerdem baut es Hemmung ab, wenn man die Landessprache des Gastlandes spricht – auf beiden Seiten. Japanisch zu sprechen macht vieles einfacher. Nicht nur praktisch gesehen, sondern auch aus der psychologischen Perspektive.
Ich habe mir schon sehr früh vorgenommen, während meines Studiums nach Japan zu gehen. Das ist aber ohne einen Kredit nicht möglich. Dann habe ich per Zufall über die Fakultät erfahren, dass der Deutsche Bauernverband DBV ein Praktikum in Japan ausschreibt. Darauf habe ich mich einfach beworben, obwohl ich nicht 100%ig die Voraussetzungen erfülle. Eigentlich richtet das Praktikum nämlich an Personen, die eine Ausbildung im Landschaftsbau oder mit agrarwissenschaftlichem Bezug machen. Erfreulicherweise hat es trotzdem geklappt.
Warum gerade ein Intensivkurs?
In einem Intensivkurs bekommt man eine sehr gute sprachliche Grundlage. Natürlich muss man in Übung bleiben. Der Grundkurs führt uns in die Sprache ein, die Dozenten erklären uns, warum ein Satz so aufgebaut ist, wie er es ist. Das Schöne an den Lehrbüchern ist, dass wir hier zum einen mit einem Grammatikbuch und zum anderen mit einem Lehrbuch mit einer kleinen Rahmengeschichte unterrichtet werden: Ein Deutscher geht nach Japan und trifft dort eine japanische Frau, mit der er vorher schon Emailkontakt hatte. Im Laufe der Geschichte wird die Grammatik immer komplexer. Parallel dazu vertiefen wir das Gelernte noch mithilfe von Übungsblättern, die wir nach dem Unterricht bearbeiten müssen. Diese Methode finde ich sehr effektiv. Was ich auch super finde: In der Bibliothek gibt es ganz viele Kinderbücher. Als ich mir eins am dritten Tag des Kurses angeschaut habe, habe ich drei Wörter verstanden. Ich glaube, mittlerweile habe ich das Buch schon 10 Mal durchgelesen. Aber mit jedem neuen Lesen habe ich immer mehr Aha-Effekte. Und das motiviert ungemein! Ich verstehe mittlerweile den groben Rahmen, auch wenn nicht jede Vokabel bekannt ist.
Wie sieht Ihr Kursalltag aus?
Vor dem Kurs wurde mir das Lernprogramm der beiden Grundschriftarten Hiragana und Katakana nach Hause geschickt. Das ist so aufgebaut, dass man sich die Schriftzeichen anhand von Bildern merken kann. Das T wird zum Beispiel über das Bild eines Teddybären gelegt. Das hilft, sich dieses Schriftzeichen einzuprägen. Hier in Bochum geht der Unterricht um halb 9 mit einer kurzen Wiederholung los. So bekommen wir eine gute Sprechroutine. Anschließend gehen wir in der Regel einen Dialog durch. Zuerst wird der vorgelesen – ohne dass wir parallel in den Text schauen. Anschließend besprechen wir, was grammatikalisch unklar war oder welches Wort wir nicht verstanden haben. Die Dozenten sind glücklicherweise sehr geduldig mit uns (lacht). Dann spielen wir den Dialog in Partnerarbeit nach. In der Mittagspause kochen wir oder gehen zum Essen ins Unicenter. Nach der Mittagspause geht der Unterricht weiter. Mit 7 bzw. 5 Kursteilnehmern ist der Sprachkurs sehr interaktiv. Das ist sehr angenehm. Man kann immer Zwischenfragen stellen. Und jeder bekommt seinen individuellen Input. Alle Unterrichtsinhalte werden gesammelt und analysiert. So bekommt man eine gute Übersicht über Fehler, aber auch über grammatische Strukturen und Sprachregeln. Ein Mal in der Woche haben wir außerdem auch Kanji Training, was sehr hilfreich ist.
Welche Situation könnten Sie jetzt sprachlich in Japan bewältigen?
Ich kann mich vorstellen. Ich kann sagen, woher ich komme. Und ich kann erzählen, was ich beruflich mache. Auf Rückfragen kann ich auch antworten und Anmerkungen wie „Kannst du das bitte langsamer sagen“ machen. Und natürlich das Kinderbuch lesen. Lesen fällt mir viel leichter als sprechen. Beim Sprechen habe ich noch oft das deutsche Wort im Kopf, dann versucht man 1 zu 1 zu übersetzen. Aber das funktioniert natürlich nicht.
Was ist das Besondere an Japan?
Das Schöne und Schwere ist der große Widerspruch, der im Land herrscht. Auf der einen Seite ist Japan ein Land, das gegenüber Technik und anderen Kulturen sehr offen ist. Auf der anderen Seite sind die Japaner nicht bereit, andere Kulturen und westliche Verhaltensweisen anzunehmen. Japaner legen zum Beispiel sehr großen Wert auf Höflichkeitsfloskeln, ein lockerer Umgang, wie wir es aus Deutschland kennen, fällt vielen Japanern schwer. Mit einer Person aus der eigenen Familie spricht man ganz anders als mit einem Bekannten oder Arbeitskollegen. Das macht das Ganze schwierig.
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