Foto: Karin Pyc
Kristian Brakel (35) leitet das Büro der EU-Sondergesandten im Sudan. Um sein Hörverständnis zu schulen, kam der studierte Islam- und Erziehungswissenschaftler nach Bochum und hat den einwöchigen Intensivkurskurs Arabisch in Politik und Medien besucht.
Sie beschäftigen sich seit 10 Jahren mit der arabischen Sprache. Wie und wo haben Sie Arabisch gelernt?
Im Studium war Arabisch Teil meiner Ausbildung. Parallel dazu habe ich verschiede Kurse in arabischen Ländern gemacht. In den letzten Jahren habe ich außerdem im arabischen Ausland gelebt (Palästina, Vereinigte Arabische Emirate, Syrien). Am LSI-Arabicum habe ich während meines Studiums vor ca. 10 Jahren schon einmal Arabisch-Sprachkurse belegt, und zwar die Oberstufe und die Aufbaustufe B Lesen.
Warum haben Sie sich für den Politik und Medien-Kurs entschieden?
Die Thematik ist natürlich Teil meines Berufes. Und Arabisch ist einfach eine Sprache, die man dauerhaft lernen muss. Ich habe dahingehend eine Weile nichts mehr gemacht. Außerdem wollte ich durch den Kurs speziell mein Hörverständnis verbessern.
Warum haben Sie sich für einen Intensivkurs am LSI entschieden?
Ich habe schon sehr viele Arabisch-Lehrer „ausgetestet“. Meine Erfahrung ist, dass es leider nicht viele gute Lehrer gibt. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Lehrer arabische Literatur studiert haben, aber in der Regel keine Didaktik. Für guten Unterricht reicht es auch nicht aus, Muttersprachler zu sein. Man muss einfach gelernt haben, wie man eine Sprache vermittelt. Und das haben die Lehrer am LSI. Das - zusammen mit gutem Lehrmaterial - ist etwas, was ich bisher fast nur in Bochum vorgefunden habe.
Wie sieht Ihr Kursalltag aus?
7:30 Uhr aufstehen, 8:30 Kursbeginn. Zwischen den Unterrichtsblöcken haben wir Pausen, die eigentlich halbstündig sind. Oft sind die nur 15 Minuten lang, weil der Unterricht länger dauert. Nach der Mittagspause haben wir wieder Unterricht – und das bis ca. 17 Uhr. Anschließend verschnaufen wir und setzen uns an die Hausaufgaben. Meistens mache ich die bis ca. 24.00 Uhr.
Wie wird der Unterricht gestaltet?
Generell wird im Unterricht sehr viel gesprochen. Außerdem arbeiten wir oft im Sprachlabor. Die Lehrer zeigen uns Ausschnitte aus aktuellen arabischen Nachrichtensendungen oder Reden von arabischen Persönlichkeiten. Die Ausschnitte bearbeiten wir anschließend im Sprachlabor mit Hilfe von Arbeitsaufträgen. Zusätzlich gibt es in diesem Kurs auch Blöcke, in denen wir Zeitungsmeldungen übersetzen, in der Regel aus dem Arabischen ins Deutsche. Das machen wir meistens in Kleingruppen, die Lehrer helfen uns bei Bedarf. Hin und wieder machen wir kleine Spiele und Übungen z.B. Begriffsmemory – das war in den anderen Kursen allerdings häufiger der Fall.
Was ist das Besondere an der arabischen Sprache?
Sie ist ein Albtraum (lacht). Sie ist sehr facettenreich! Und sie ist sehr komplex – von der Grammatik her und von den Wortbedeutungen. Jedes Wort hat zig Bedeutungen. Oft gehen die Bedeutungen in viele verschiedene Richtungen. Deswegen muss man sehr viel auswendig lernen, man kann sich relativ wenig logisch erschließen. Außerdem gibt es die arabische Hochsprache und die verschieden Dialekte. Die unterscheiden sich sehr stark voneinander. Und wenn man einen Dialekt gelernt hat, bedeutet das nicht, dass man im anderen Land damit klarkommt. Ich habe z. B. Palästinensisch gelernt. Mit Sudanesisch hat das relativ wenig zu tun.
8 Unterrichtsstunden am Tag – ist das nicht ein enorm hohes Lernpensum?
Als ich jünger war, fiel mir das Lernen definitiv leichter, das muss ich zugeben. Aber der Vorteil des LSI ist der Standort. Man kann sich hier voll auf das Lernen konzentrieren. Es liegt nicht direkt im Stadtzentrum, sodass meine Motivation auszugehen relativ gering ist.
Was empfehlen Sie anderen, die auch Arabisch lernen wollen?
Man sollte sehr viel Fleiß und Durchhaltevermögen mitbringen. Man sollte sich ein bis zwei Jahre Zeit für die Sprache nehmen. Das Wichtigste ist eine gute Basis. Die erhält man durch einen guten Sprachkurs, am besten direkt im Ausland. Anschließend wäre ein Auslandsaufenthalt optimal. Dort hat man dann auch am schnellsten Erfolgserlebnisse, weil man eben die ganze Zeit sprechen muss.
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