Foto: Karin Pyc
Dr. Daniel Stadler (31) hat in München und Los Angeles in Organischer Chemie promoviert und anschließend ein Jahr in San Diego als Post Doc gelebt. Der Mannheimer arbeitet heute als Chemiker bei der BASF und wird als Expat nach China gehen. Am LSI-Sinicum hat er einen Chinesisch-Grundkurs belegt, um sich auf seine Tätigkeit in Shanghai vorzubereiten.
Warum haben Sie sich für einen Chinesisch-Sprachkurs entschieden?
Ich werde beruflich im Juni für 3 Jahre nach Shanghai gehen. Im Business kommt man sicherlich gut mit Englisch weiter, im Privatleben reicht das aber nicht. Wenn man für eine längere Zeit ins Ausland geht, bin ich prinzipiell der Meinung, dass man die Landessprache sprechen sollte – schon ganz allein aus Respektgründen. Im Alltag hat man es dann auch leichter, wenn man z. B. beim Einkaufen auf dem Markt verhandeln möchte.
Warum haben Sie sich für einen Intensivkurs am LSI entschieden?
Zum einen musste es bei mir ziemlich schnell gehen, da ich bereits in 3 Monaten nach Shanghai gehe. Zum anderen ist es so, dass man sich hier vollkommen auf die Sprache konzentrieren kann, deshalb ist es sehr effektiv. Wenn man 2 Mal in der Woche an 2 Stunden Chinesisch lernt, dann braucht man bestimmt ein Jahr, bis man den Stoff durch hat, den man hier in 3 Wochen vermittelt bekommt.
Wie sieht Ihr Kursalltag aus?
Nach dem Frühstück schaue ich mir nochmal die Vokabeln vom Vortag an. Dann haben wir vormittags Unterricht, in dem wir den Stoff wiederholen und anschließend neue Lektionen durchnehmen. Danach machen wir eine Mittagspause im Unicenter. Am Nachmittag stehen Konversationsübungen und Satzbauübungen auf dem Stundenplan. Chinesischer Geschichts- und Kulturhintergrund steht neben dem Sprachunterricht auch auf dem Stundenplan, wird aber auch von den Lehrern oft in den Sprachunterricht eingeflochten. Abends mache ich meine Hausaufgaben und wiederhole den gelernten Stoff vom Tag.
Was ist das Besondere an der chinesischen Sprache?
Dass sie schwierig ist (lacht). Es gibt im Chinesischen ganz andere Schwierigkeiten als im Deutschen. Verben werden nicht konjugiert, und es gibt keine Nebensätze. Man muss sich andere Denk- und Satzstrukturen aneignen, da es auch keine Zeitformen gibt. Wenn man einen Satz liest, ist das relativ klar. Aber wenn man zuhört, muss man sich ganze Satzpassagen merken bis der eigentliche Teil kommt, in dem man erfährt, worum es in dem Satz überhaupt geht. Das ist manchmal schon verwirrend. Aber ich denke, das ist ein typisches Anfängerproblem.
7 Unterrichtsstunden am Tag – ist das nicht ein enorm hohes Lernpensum?
Ja, aber es macht gleichzeitig viel Spaß. Der Unterricht ist gut strukturiert, d. h. man hat das meiste schon im Unterricht verstanden und wiederholt es am Abend nur noch einmal. Man kann sich hier außerdem sehr gut auf das Lernen konzentrieren. Wenn man Chinesisch neben dem Beruf z. B. mit einem Privatlehrer lernen würde und zwischen 2 Meetings mal eben in die Chinesisch-Stunde hechelt, ist man eben nicht ganz bei der Sache. Und hier ist man 100%ig dabei.
Welche Situation könnten Sie jetzt sprachlich in China bewältigen?
Jetzt nach 1,5 Wochen Kurs könnte ich bereits einige Fragen stellen. Ich kann ein Hotelzimmer buchen, ich kann nach dem Weg fragen und ein bisschen über Familienverhältnisse, Herkunft, Beruf etc. smalltalken.
Was empfehlen Sie anderen, die auch Chinesisch lernen wollen?
Aus meiner Sicht ist es wichtig, während des Kurses auf jeden Fall abends die Vokabeln zu lernen. Wenn die Vokabeln nämlich am nächsten Tag nicht sitzen, investiert man viel zu viel Konzentration auf die Übersetzung der Vokabeln und kann sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn die Vokabeln sitzen, kann man sich voll darauf konzentrieren, was im Unterricht gerade an neuer Grammatik und neuer Satzstruktur behandelt wird.
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