Anja Reumschüssel - Arabisch

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Anja Reumschüssel (31) arbeitet als freie Journalistin in Hamburg und im Nahen Osten. Um dort selbst Interviews führen zu können, lernt sie seit drei Jahren Arabisch und hat am LSI Arabisch Aufbaustufe A belegt. Ihre Sprachkenntnisse hat sie bisher aber vor allem in Deutschland eingesetzt: für Interviews mit Flüchtlingen aus Syrien.

Für Spiegel online hat sie einen Erfahrungsbericht über den Arabischkurs am LSI geschrieben.

Warum lernen Sie Arabisch?

Ich reise gern so viel und so weit wie möglich. In der Schule hatte ich Englisch und Französisch (und Latein) gelernt – damit kam ich in den meisten Ländern zurecht. Während der Uni habe ich mir Spanisch beigebracht, um in Südamerika reisen und arbeiten zu können. Dann wollte ich noch eine Sprache lernen, die mit europäischen Sprachen möglichst wenig zu tun hat und in möglichst vielen Ländern gesprochen wird. Nach dem Studium ging ich aus Neugier für ein Praktikum ins Westjordanland. Und dann war sehr schnell klar: Arabisch lohnt sich, viele Menschen in arabischen Ländern sprechen nicht genug Englisch. Und Arabisch war gar nicht so schwer wie ich dachte.    

Wie helfen Ihnen Arabischkenntnisse - auch in Ihrem Beruf als Journalistin?

In Deutschland spricht fast jeder ziemlich gut Englisch, in arabischen Ländern ist das nicht so. Wenn man nicht nur mit Menschen zu tun hat, die studiert haben, sollte man die Sprache im Land wenigstens etwas können. Für bestimmte Berufe ist das Voraussetzung, aber auch als Tourist macht es einfach Spaß, ein wenig mit den Einheimischen plaudern zu können. „Du sprichst ja Arabisch!“ heißt es dann gleich ganz überrascht, auch wenn man nur ein paar Sätze stammeln kann. Diese Freude steckt an und motiviert, noch mehr zu lernen.

Wenn ich mich als Journalistin mit Themen aus Gesellschaft und Politik beschäftige, habe ich zwangsläufig immer wieder auch mit Menschen aus arabischen Ländern zu tun. Da nicht so viele Journalisten Arabisch sprechen, ist das natürlich ein Vorteil.   

Warum haben Sie sich für einen Intensivkurs entschieden?

Nach meiner Zeit im Westjordanland habe ich viel und unregelmäßig gearbeitet, so dass ich nicht an einem Kurs mit festen Unterrichtseinheiten teilnehmen konnte. Deswegen habe ich hauptsächlich alleine gelernt. Das geht, aber man lernt natürlich eher lesen und schreiben als flüssiges Sprechen. Darum habe ich nach einem Kurs gesucht, den ich während meines Urlaubs besuchen kann und der mich in möglichst kurzer Zeit möglichst weit bringen sollte. Wichtig war mir, in der Zeit die komplette Grammatik abzuhaken, damit ich danach wieder alleine oder mit einem Tandempartner weiter lernen kann.  

Wie sieht sah ihr Kursalltag aus?

Ich habe am Aufbaukurs A teilgenommen. Wir fingen morgens an und waren gegen 17 Uhr fertig. Vormittags und nachmittags hatten wir jeweils eine halbe Stunde Pause, Mittags anderthalb Stunden. Das war eine perfekte Mischung aus Hochleistungskonzentration und Entspannung. Morgens fing der Unterricht meistens mit Vokabelabfragen an. Danach wechselten sich Grammatikeinheiten, neue Texte und kleinere Spiele ab. An manchen Abenden boten die Dozenten Nachbereitungszeit an, Zeit für Fragen war aber sowieso immer. Wir Teilnehmer, die auch im LSI wohnten, sind nach dem Unterricht oft einkaufen gegangen und haben erstmal im Gemeinschaftsraum gekocht. Danach ging es direkt ans Hausaufgaben machen und Vokabeln lernen, was nochmal ein paar Stunden dauerte. Ich war meistens gegen 23 Uhr fertig, habe aber anfangs auch nebenbei noch gearbeitet – keine gute Idee. Man sollte sich am LSI möglichst den Kopf völlig freiräumen und sich keine anderen Aufgaben mitbringen.    

Welche Situationen können Sie mittlerweile sprachlich bewältigen?

Inzwischen übe ich Arabisch mit einer syrischen Familie, die seit einigen Monaten in Hamburg lebt. Ich begleite sie auch zur Schulanmeldung oder bei Behördengängen. Mein Arabisch ist mittlerweile gut genug, so dass wir uns (mit etwas Geduld) unterhalten können und ich ihnen beim Arbeitsamt oder der Schulanmeldung alles Notwendige übersetzen und erklären kann. Interviews habe ich auch schon auf Arabisch geführt. Die Fragen zu stellen war meistens kein Problem, die Antworten habe ich aber nur oberflächlich verstanden. Um das Interview in einem Artikel oder Fernsehbeitrag zu verwenden, war dann doch noch ein professioneller Übersetzer nötig.    

Wie lernen Sie jetzt weiter?

Ich lerne im Sprach-Tandem mit syrischen Freunden und wiederhole im Moment noch einmal das Lehrbuch für den Aufbaukurs. Wenn ich damit durch bin, möchte ich mit dem Vokabeltrainer die Vokabeln der Aufbaustufe B und der Oberstufe lernen und versuchen, immer schwierigere Texte (vor allem Zeitungsartikel) zu lesen. Ich lerne dadurch ziemlich gemischt. Mit meinen Freunden spreche ich eher den syrischen Dialekt, Zeitungen sind aber auf Hocharabisch geschrieben. Bis jetzt habe ich noch keine Probleme mit dieser Mischung gehabt. Aber manchmal lachen die Muttersprachler, wenn ich plötzlich vom Dialekt ins Hocharabische wechsele und das gar nicht merke.    

Was ist das Besondere an der arabischen Sprache?

Mir hat es allein schon Spaß gemacht, nochmal lesen zu lernen. Eine ganz andere Schrift. Und allein damit in manchen Ländern schon besser voranzukommen. Das schwierigste im Arabischen sind die Vokabeln, die natürlich viel schwieriger zu merken sind als Wörter europäischer Sprachen. Dafür fand ich die Grammatik umso einfacher. Hat man die unterschiedlichen Stämme und ihre Bedeutungen gelernt, erschließen sich viele Worte von allein.  

Was empfehlen Sie anderen, die Arabisch lernen wollen?

Nicht entmutigen lassen, wenn eine Vokabel auch nach zwanzig Wiederholungen noch nicht sitzt. Das ist normal. Und keine Hemmungen vorm Sprechen haben, auch wenn manche Laute wirklich schwer zu bilden sind. Je mehr man drauflosredet, desto schneller prägt sich die Sprache ein. Und wer nicht im Ausland lernen kann, sollte sich in Deutschland einen Muttersprachler als Lehrer oder Tandempartner suchen.

 

Lesen Sie mehr:

Arabisch lernen im Überblick

Weblinks:

www.anjareumschuessel.de

Crashkurs Arabisch "Der Kühlschrank hat Ferien", Erfahrungsbericht von Anja Reumschüssel