Foto: Annalena Rey
Aileen Nisanci (19) hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten gemacht. Nach Abschluss der Ausbildung hat sie nun Zeit, ihre türkischen Wurzeln zu erforschen und ihren aus der Türkei stammenden Vater damit zu überraschen, türkisch zu lernen.
Warum haben Sie sich für einen Türkisch-Sprachkurs entschieden?
Mein Vater ist Türke, aber bisher hatte ich nie die Gelegenheit, die Sprache wirklich zu lernen. Ich wurde nicht zweisprachig aufgezogen, da sich meine Eltern getrennt haben, als ich noch sehr klein war und ich größtenteils bei meiner deutschen Mutter aufgewachsen bin. Daher spreche ich mit meinem Vater, der gut deutsch spricht, nicht seine Muttersprache. Er hat mir zwar einzelne Worte beibringen können, aber es gab keine Regelmäßigkeit, die das Sprachenlernen jedoch erfordert. Jetzt nach der Ausbildung habe ich die Zeit, einen Türkisch-Kurs zu besuchen. Meinem Vater habe ich davon nichts erzählt, er wird überrascht sein und sich bestimmt sehr freuen.
Welche persönlichen Vorteile haben Sie, wenn Sie türkisch sprechen können?
Es geht mir nicht nur darum, mit meinem Vater türkisch zu sprechen, sondern auch mit anderen Familienmitgliedern. Ich war bisher nur einmal als Kind im Urlaub in der Türkei, habe dort aber viele Verwandte. Es wäre schön, diese einmal persönlich kennenlernen zu können und dann auch direkt ein paar Worte auf Türkisch mit ihnen wechseln zu können. Meine Cousinen und Cousins sind jetzt in dem Alter, in dem viele heiraten. Vielleicht habe ich das Glück in der nächsten Zeit bei einer türkischen Hochzeit dabei sein zu können.
Ist die Sprache schwer zu erlernen?
In der Schule habe ich neben Englisch noch Französisch und Spanisch gelernt. Davon unterscheidet sich das Türkische schon sehr. Es gibt im Türkischen Sätze, die nur aus einem Wort bestehen und trotzdem viel aussagen. Es fällt mir schwer im Redefluss zu bleiben, da ich oft mitten im Satz überlegen muss, welche Wortendung nun verwendet werden muss. Aber wenn man sich auf die Sprache einlässt und sich mit den Regeln vertraut macht, versteht man schnell die Logik und erkennt Regelmäßigkeiten. Es gibt nämlich wenige Ausnahmen in der türkischen Grammatik.
Wie haben Sie das Lernpensum empfunden?
Es gab zwei Wochen lang zwei Lerneinheiten am Tag. Für die Konzentration war es gut, dass wir zwischendurch eine lange Pause von 1,5 Stunden hatten. Um das Gelernte verinnerlichen zu können, war es notwendig, am Abend noch nachzuarbeiten. An zwei Tagen haben wir mit unserer Lehrerin in der Mittagspause türkisch gekocht. Es war spannend zu sehen, wie original türkische Rezepte zubereitet werden. Dadurch konnten wir nicht nur Einblicke in die Sprache, sondern auch in die Kultur des Landes bekommen. Der Unterricht war insgesamt sehr offen und herzlich gestaltet und hat viele unterschiedliche Lernmethoden umfasst.
Wie lernen Sie weiter?
Wir haben im Unterricht einige Tipps bekommen, wie wir am besten nach dem Kurs weiterlernen. Unter anderem haben wir uns einen Vokabeltrainer installiert, mit dem ich üben möchte. Außerdem möchte ich versuchen, das Gelernte nun in der Praxis umzusetzen. Auch wenn es am Anfang bestimmt eine große Umstellung bedeutet, möchte ich in Zukunft mit meinem Vater möglichst viel Türkisch sprechen.